28. November 2014
Workshop mit Abendvortrag in der Jacobs University Bremen und der Hochschule für Künste Breme
Im sozialen System und kulturellen Feld der Kunstproduktion, Kunstrezeption und Kunstvermittlung machen sich zunehmend die Auswirkungen globalgesellschaftlicher Migrationsprozesse bemerkbar. Sowohl die Akteure als auch die Orte der Kunst sind durch globale Menschen-, Bilder-, Kapital- und Ideenströme, die sogenannten global flows, in Bewegung geraten. Neben der gewachsenen Mobilität von KünstlerInnen, KuratorInnen und KunstagentInnen sind es vor allem die medialen und institutionellen Orte der Kunstproduktion, Kunst(re)präsentation und Kunstvermittlung, an denen die neuen Migrationskontexte der Kunst aufscheinen und verhandelt werden. Eine um die globale Migrationsperspektive erweiterte Kunstwissenschaft muss daher die veränderten Bedingungen und wechselnden Bedeutungen von Kunsträumen und Kunstinstitutionen als Transitorten kultureller Übersetzungs- und sozialer Aushandlungspraxis in den Blick rücken.
Im Mittelpunkt des Workshops stehen die bewegten Topographien eines globalisierten Kunstsystems. Da Migration primär als Erfahrung eines Ortswechsels definiert ist, sei es als Erfahrung des Heimatverlustes, der Ortsverschiebung und Deplatzierung, der Grenze (oder auch Grenzenlosigkeit), des Durchwanderns und Durchkreuzens von Räumen, oder aber der Multilokalität, gilt es, De-, Re- und Translokalisierungsprozesse an jenen neuralgischen Kunstorten aufzuspüren, an denen sich Migrationsbewegungen konzentrisch verdichten. Erst in der Ortsreferenz, d.h. in der Situierung, Bündelung und punktuellen Immobilisierung von Wanderbewegungen generieren Migrationsphänomene im Feld der Kunst Bedeutung. Im Fokus der Untersuchung stehen sowohl institutionalisierte Orte der Kunstproduktion (Kunstschule, Kunstakademie, Künstlerresidenz, Produktionsstätte) und Kunstausstellung (Museum, Galerie, Biennale/Manifesta, Kunstmesse) als auch soziale Orte und mediale Räume der Migrationskunst wie etwa Großstädte, Transitorte, Grenzorte, Unorte, imaginäre Orte und virtuelle Räume. Untersucht wird, wie Kunstorte und -institutionen die inhaltlich-thematische (Re-)Präsentation und Interpretation globaler Migrationserfahrungen prägen, wie aber zugleich ihre Strukturen und Raumkonzepte von den bewegten Topographien affiziert und transformiert werden.
PROGRAMM
Donnerstag, 27.11.2014
20.00h IMMIGRATION OFFICE, Am Dobben 36, Bremen
Exhibition 03 - In Times of Conflict
immigrationoffice.de
Freitag, 28.11.2014
Jacobs University Bremen, Campus Ring 1, 28759 Bremen, IRC Building, Conference Room
Workshop mit Anmeldung
10:00h Begrüßung und Einführung: Birgit Mersmann & Mona Schieren
Moderation: Mona Schieren
10:30h Die transatlantische Schiffspassage ins Exil, 1914–1945.
Von der heterotopischen Erfahrung zur ästhetischen Reflexion
Martin Schieder, Universität Leipzig
Moderation: Melanie Ulz
11:15h Der Topos der südeuropäischen Außengrenzen in zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten
Katrin Hunsicker, Universität Oldenburg
12:00h Places of Gastarbeiter. Stadt, Migration und Fotografie der 1970er und 1980er Jahre
Burcu Dogramaci, Universität München
Moderation: Birgit Mersmann
14:00h Zur Präsentation von außereuropäischer Kunst im Übersee-Museum Bremen
Wiebke Ahrndt, Überseemuseum Bremen
15:00h Ausstellungen werden zu Nomaden zwischen Orten:
Migration als Thema und Mobilitätsmodell kuratorischer Praxis in globalen Sphären
Stefanie Zobel, Universität Köln
Moderation: Burcu Dogramaci
16:15h Kunstfestivals und reisende Bilder in der „Neuen Welt“: Überlegungen zu Sarat Maharajs Konstrukt des Überschusses des Globalen und dem global flow von Nalini Malanis „In search of vanished blood“ und Shilpa Guptas Neonskulpturen
Sarah Khan
17:00h Moving images – the politicization of an artistic video in context of the travelling exhibition “Indian Highway”
Cathrine Bublatzky, Universität Heidelberg
Freitag, 28.11.2014
Hochschule für Künste, Am Speicher XI, Nr. 8 Auditorium
Öffentliche Abendvorträge
19.00h Begrüßung Herbert Grüner, Rektor der Hochschule für Künste Bremen
Moderation: Mona Schieren
Umsetzen/Übersetzen. Ein Bericht über Produktionsstätten internationaler Kunst in Asien
Ingo Vetter, Hochschule für Künste Bremen
Moderation: Birgit Mersmann
20.00h Über Archipelisierung und Transkulturalität
Cédric Duchêne-Lacroix, Universität Basel
Diskussion
Im Anschluss: Empfang und Essen zum Thema aufgetischt von dilettantin produktionsbüro.
Eine Veranstaltung des Instituts für Kunst- und Musikwissenschaft der Hochschule für Künste Bremen und der Jacobs University.
Konzept und Kontakt:Birgit Mersmann (b.mersmann@jacobs-university.de ) und Mona Schieren (m.schieren@hfk-bremen.de)